Im Jahr 1806 beantwortete der Redakteur einer Zeitung im Bundesstaat New York, The Balance and Columbian Repository, eine Leserfrage über die Bedeutung des Wortes „Cocktail“: „Ein Cocktail ist also ein stimulierendes alkoholisches Getränk, zusammengesetzt aus Spirituosen, Zucker, Wasser und Bitter – gewöhnlich auch als „Bittered Sling“ bezeichnet. Er soll einen ausgezeichneten Wahlkampftrunk darstellen.
Diese ersten Cocktails, klassische Cocktails wie der
„Old Fashioned“, waren sehr einfach und bestanden nur aus Wasser, Zucker, einer Spirituose und Bitter. Nicht alle klassischen Cocktails erfüllen das Geschmacksprofil des klassischen Cocktails – eine Balance zwischen bitteren, süßen und pflanzlichen, weinigen Aromen, ohne einen einzigen Hinweis auf frische Frucht. Dennoch – alle Cocktail-Rezepte, die wir heutzutage trinken, haben dieselbe Schlichtheit gemein.
Ob es ein
Mojito,
Caipirinha,
Cosmo,
White Lady oder Sazerac,
Martini oder
Manhattan ist, alle klassischen Cocktails haben drei Hauptpunkte gemeinsam. Sie sind simpel: Nur wenige klassische Cocktail-Rezepte beinhalten mehr als fünf Zutaten, und viele verwenden sogar nur drei. Sie sind geistvoll: der Geschmack des verwendeten Basis-Geistes scheint in beinahe jedem Getränk durch. Besonders wichtig – die klassischen Cocktail-Rezepte sind ausgewogen: die bevorzugte Geschmacksbalance variiert von Epoche zu Epoche, ja sogar von einem Jahrzehnt zum nächsten. Ganz gleich, ob süß und sauer (wie der
Margarita), bittersüß (wie der
Negroni), fruchtig-cremig (wie der
Piña Colada) oder pikant-sauer (wie der
Bloody Mary), die Zutaten bilden zusammen eine Harmonie.
Die Wende zum 21. Jahrhundert erlebte eine Cocktail-Revolution, da neue, professionalisierte Barkeeper sich alten Büchern zuwandten, um vor langer Zeit verlorene Schätze wieder zu entdecken und klassische Zutaten neu zu erfinden. Selbst heutzutage begeistern neu entdeckte – jedoch uralte – Rezepte weiterhin.